Bulimie ist durch wiederholte Attacken von Heißhunger (“Fressattacken”), gefolgt von selbst herbeigeführtem Erbrechen gekennzeichnet. 
Betroffene essen große Mengen an sehr kalorienreicher Nahrung, die ansonsten eher tabu ist: meist fett- und kohlenhydratreiche Nahrungsmittel. Bis zu 50 000 Kalorien werden bei einer solchen Attacke gegessen. 

Diese werden anschließend erbrochen, aus Angst zu dick zu werden. Um die riesigen Essmengen wieder “loszuwerden” setzen Betroffene z.B. auch Abführmittel, Appetitzügler, Diuretika (entwässernde Medikamente) und Schilddrüsenmedikamente ein oder zwingen sich zu strengem Fasten und extremer körperliche Betätigung.

Die Ess-Brech-Anfälle werden so gut es geht verheimlicht

Außenstehenden ist es daher fast unmöglich diese Krankheit zu erkennen.
Bulimie kann im Gegensatz zur Magersucht sehr lange für alle anderen nicht erkennbar sein, da es nicht zum extremen Abmagern kommt. Erkrankte behalten meist ihr Gewicht trotz ihrer Essanfälle. Die Ess-Brech-Anfälle werden zu zwanghaften Handlungen, die nun den Tagesablauf bestimmen. Der Leidensdruck verstärkt sich.

Anders als Anorektiker*innen wissen Bulimiker*innen um ihr gestörtes Essverhalten, doch können sie aus eigener Kraft dieses nicht mehr ändern.

Bulimische Menschen sind oftmals sehr kontrolliert

Zwischen den Essattacken haben sie meist ihr Leben äußerlich gut im Griff und sind in ihrem Lebensbereich recht erfolgreich: sie “funktionieren”. Wie schon erwähnt kann sich eine Bulimie auch aus einer Magersucht entwickeln, wenn das ständige asketische Hungerbemühen zusammenbricht und als Schwäche empfundene Eßattacken durch anschließendes Erbrechen wieder revidiert werden sollen.

Internationale Diagnosekriterien sind u.a.:

  • Heißhungerattacken
  • Ausgleichende Maßnahmen zur Vermeidung von Gewichtszunahme
  • Zeitraum: mindestens zweimal pro Woche über drei Monate
  • Starke Abhängigkeit des Selbstwertgefühls von Gewicht und Figur
  • Bulimisches Verhalten ist nicht öffentlich, es führt in aller Regel immer tiefer in emotionale Einsamkeit

Obwohl Betroffene durchaus sozial integriert sind und einen großen Freundeskreis haben können, verstricken sie sich immer weiter in die Isolation und in die Krankheit, da sie über ihre heftigen seelischen Turbulenzen im Zusammenhang mit dem Essen nicht sprechen können.
Ein weiterer Faktor, der diesen Teufelskreis aufrecht erhält ist die Erfahrung, dass das gewünschte Körpergewicht nach den suchtartigen Essattacken durch drastische Maßnahmen wie Erbrechen und Abführmittelmissbrauch tatsächlich einigermaßen effektiv kontrolliert werden kann. Der Preis dafür ist jedoch hoch. Zu den psychischen Beeinträchtigungen gehören Depressionen, die sogar in Gedanken an Suizid münden können, sowie ein immer geringer werdendes Selbstwertgefühl.

Wenn die Krankheit nicht behandelt wird, kann es zu körperlichen Schäden kommen, die auch langfristig bestehen bleiben können:
  • Massive Zahnschäden
  • Entzündungen der Ohr- und Mundspeicheldrüsen
  • Risse in Speiseröhre und Magenwand
  • Menstruationsstörungen
  • Stoffwechselstörungen, v.a. Magen- und Darmbeschwerden
  • Schädigung der Muskulatur und der Niere bis hin zu Nierenversagen
  • Herz-Rhythmus-Störungen und Kreislaufprobleme
  • Haarausfall, brüchige Nägel, trockene Haut
  • niedriger Blutdruck
  • Schwellungen (Ödeme)
  • Die Schädigungen im Elektrolyt- und Wasserhaushaltes des Körpers können zu lebensbedrohlichen Symptomen wie zum Beispiel Herzstillstand führen

Ca. 2 bis 4 Prozent der Risikogruppe der 18 bis 35-jährigen Frauen haben Bulimie. Etwa 95% aller an Bulimie erkrankten Menschen sind weiblich. Das Alter bei Erkrankungsbeginn liegt meist etwas höher als bei der Anorexia nervosa (Magersucht). Bulimie kann auch in der Folge einer Magersucht auftreten.