Aktuelles von [U25] Freiburg

Text des Monats April

Manche Menschen

Manche Menschen wissen nicht,
wie wichtig es ist, dass sie einfach da sind.

Manche Menschen wissen nicht,
wie gut es tut, sie nur zu sehen

Manche Menschen wissen nicht,
wie tröstlich ihr gütiges Lächeln wirkt

Manche Menschen wissen nicht,
wie wohltuend ihre Nähe ist

Manche Menschen wissen nicht,
wie viel ärmer wir ohne sie wären

Manche Menschen wissen nicht,
dass sie ein Geschenk des Himmels sind

Sie wüssten es,
würden wir es ihnen sagen.

Von Paul Celan

Dokutipp: Geheime Suizid-Gedanken

WDR-Reporterin Fatima hat sich mit Monja getroffen, um mehr über ihren Weg im Umgang mit den Suizidgedanken zu erfahren. Lange hatte diese sich nicht getraut, ihre Gedanken an Suizid frei und ehrlich zu äußern. Bei [U25] hat sie schließlich einen Ort gefunden, an dem sie sich Gleichaltrigen anvertrauen konnte. Wir finden, dass Monja eine sehr beeindruckende junge Frau ist! Schaut doch mal in die Doku rein:

https://www.youtube.com/watch?v=JDbg8OjG3O4

 


© funk.net

Abschied und Aufbruch

Nach über 26 Jahren im AKL Freiburg hat Wolfgang Stich sich Ende Februar in den Ruhestand verabschiedet. Besonders dankbar sind wir von [U25] ihm für die Idee und Umsetzung unseres Mailberatungsangebots, das 2001 in Freiburg an den Start gegangen ist – als erster von heute zehn [U25]-Standorten! Neuer Leiter des AKLs in Freiburg ist seit dem 01. März Stefan Hannen.

 

(v.l.n.r.: Ilka König, Julia Kirchmann, Ines Bruder, Stefan Hannen)

Text des Monats Februar

‘Siehst Du, Momo’, sagte er, ‘es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang, die kann man niemals schaffen, denkt man.’

Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort:

‘Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun, und zum Schluss ist man ganz aus der Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem.

So darf man es nicht machen!’

Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter:

‘Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst Du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, den nächsten Atemzug, den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur den nächsten.’

Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte:

‘Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.’

Michael Ende (Textauszug aus Momo)

 

Text des Monats Januar

Lied zur Nacht

Nun geht der Tag zu Ende,
Schon schweigen die vier Wände,
Zum Schatten wird der Baum.
Lass in die Nacht uns münden
Und Herz zum Herzen finden.
Auf blassen Segeln schwimmt ein Traum.

Nun spür ich deine Nähe.
Dass dir kein Arg geschehe,
– So schlicht sei mein Gebet.
Die schwarzen Nachtgedanken,
Sie welkten schon, versanken,
Von deinen Händen fortgeweht.

Nun steigt auf Silberflügeln,
Aus roten Wolkenhügeln
Der späte Abendwind.
Lass drin uns Engel schauen
Mit gläubigem Vertrauen
Wie einst das demutsvolle Kind

Von Mascha Kaléko

Zum Jahresende

Nicht alles ist abgesagt

…Sonne ist nicht abgesagt.
…Frühling ist nicht abgesagt.
…Beziehungen sind nicht abgesagt.
…Liebe ist nicht abgesagt.
…Lesen ist nicht abgesagt.
…Zuwendung ist nicht abgesagt.

…auch auch die Mailkontakte und der Austausch zwischen unseren Ehrenamtlichen sind nicht abgesagt. Auch wenn unsere Fall-Teams in letzter Zeit etwas anders stattfinden mussten, als sonst.

Danke für eure Flexibilität und euren Einsatz! Wir von [U25] Freiburg wünschen euch schöne Feiertage und einen wunderbaren Jahresausklang 🙂

 

Text des Monats Dezember

Zuerst nach dem Grauen
Überleben lernen.
Misstrauen lernen
Die Zähne zusammenbeißen lernen
Sich verschließen lernen
Nichts mehr davon wissen wollen lernen
Durchhalten und Kämpfen lernen.
Dann – vielleicht
weil dein Hartsein
dich langsam zu töten beginnt –
dem Leiden einen Namen geben.
Das Schweigen brechen.
Dem Schrei erlauben,
das Herz zu verbrennen
und die Welt
in Asche versinken lassen. Mit trockenen Tränen
das Licht löschen
stumm werden
in der Dunkelheit!

Jetzt – endlich
der Stille lauschen.
Einem anderen Leuchten
Raum geben und sich davon
berühren lassen.

Und dann
leben lernen
hoffen lernen
lächeln lernen
berühren und berührt werden lernen
vertrauen lernen
lieben lernen.

Von Luise Reddemann

Text des Monats November

Die Welt unser Traum

Nachts im Traum die Städt‘ und Leute,
Ungeheuer, Luftgebäude,
Alle, weißt du, alle steigen
Aus der Seele dunklem Raum,
Sind dein Bild und Werk, dein eigen,
Sind dein Traum.

Geh am Tag durch Stadt und Gassen,
Schau in Wolken, in Gesichter,
Und du wirst verwundert fassen:
Sie sind dein, du bist ihr Dichter!
Alles, was vor deinen Sinnen
Hundertfältig lebt und gaukelt,
Ist ja dein, ist in dir innen,
Traum, den deine Seele schaukelt.
Durch dich selber ewig schreitend,
Bald beschränkend dich, bald weitend,
Bist du Redner und Hörer,
Bist du Schöpfer und Zerstörer.
Zauberkräfte, längst vergeßne,
Spinnen heiligen Betrug,
Und die Welt, die unermeßne,
Lebt von deinem Atemzug.

Hermann Hesse